Rückblick: KLUBNACHT - Diskursdisco

Klubnacht / Artwork: Euler Void
Der Schauplatz könnte überall sein, ist er aber nicht: Das Dresdner objekt klein a ist der Ort der Augelassenheit, wird zum Hedonarium (auf Zeit), zertanzte Füße im Kollektiv inklusive (wie man es sich von den ersehnten Tagen nach den gesundheitssichernden Bestimmungen nur erträumen kann). Soviel zur Stückprämisse, die verschiedene Perspektiven nutzt, um das Publikum (jeder will dazugehören), an die Hand zu nehmen, Treibgut zu werden: Überwachendes Flimmern der (teilweise Live-)Filmszenen, Mehrebenenbühnenkonstruktionen, die vierte Wand lassen wir eh hinter uns. Stattdessen begleiten wir eine Klubszene, meistens jedoch Christian und Luise, die nah und authentisch über alles und das Nichts erzählen, die geglückte Kapitulation auf- und abgegriffener, manchmal sogar neu zusammengedachter Themen – dazwischen ein Komodowaran, (zuproustend) „die maschinelle Wiederentdeckung der verlorenen Zeit“ und Gualitschiiii. Werten und Schätzen oder sich in Klischeegesprächen wiederfinden, welche sich mit wohlwissendem Schnaufen bis Schmunzeln der Zuschauenden und deren persönlichen Erfahrungen überlagern. Wir sehen das Kaputte, das Zarte, die Überforderung. Genau darum geht es doch: Sie passieren wieder und wieder, die Klubnächte, immer gleich und stets anders - voller Vergnügen sind sie der bekannt erschöpfende Zufluchtsort (mit oder ohne Drogen), der Welttraumtanz, die Heterotopie. Manchmal liegen jene Dialoge über, selten unter dem Wabern, dem subversive Pulsieren, das anhaltend präsent ist, zu dem alle viben, manche sogar körperlich: das oka wird zum eindrucksvollen Mitmachtheater! Endlich bewegen – alle, auch die, bei denen die Stuhlreihen besonders eng zusammengerückt sind, bitteschön! Da wackeln wir jetzt mitten in der Musik und im Rhythmus von irgendwas, türmt sich vorne das Kokain Gottes auf (das übrigens stark nach den Seiten des bekannten Goetzwerkes riecht). Überall Erregungsmuster der Euphorie (glaubt man sich zu erinnern) in gleichem Takt, ich habe Lust – und darüber will ich nicht (wieder) hinwegkommen, nicht erneut Pandemiewellen und Ideen zum Umgang damit annehmen, dass alles schon wieder Vergangenheit ist. So schnell (zweieinhalb Stunden, die verfliegen!) offenbart sich auch das Stückende: Frische Luft, geschaut, getanzt und alles ist schön. Zwanzig von zwanzig hypnotisch-funkelnden Gesichtsbemalungen für die gelungene Uraufführung.
geschrieben von Claudia Helmert, am 17. August 2021
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