19:0020:00
07. Mai
( Konzert )
Alabaster DePlume
  • Alabaster DePlume
  • Jazz, Singer-Songwriter, Abstract, Spoken Word
  • 25,-
Der bestgekleidete Saxofonist der Gegenwart trägt einen coolen Reißverschlußanzug mit Leopardenmuster, über den Kopf hat er eine Fellmütze mit Hasenohren gezogen. Er sieht sehr gut aus in seinem Video, mit dem glitzernden Instrument, das er in der Hand hält, die großen Kinderaugen auf die Kamera gerichtet. ALABASTER DePLUME, so der stage name des Musikers und Spoken-Word-Entertainers, hat eine universelle Botschaft auf den Lippen, die nur geflüstert ihre volle Wirkung entfalten kann: »Be nice to people«. Der aus Manchester stammende Sänger, Komponist und Saxofonist gibt gerne Instruktionen, was ja auch nerven könnte. Aber nicht bei ihm, denn DePlume trägt sie mit dezentem britischem Humor vor und außerdem lässt man sich doch in Zeiten, in denen die Gefahr noch größer wird, Fremden mit Skepsis und Angst zu begegnen, auch gerne von Musik an Umgangsformen erinnern. DePlume findet, dass man sogar zu gierigen und hasserfüllten Menschen nett sein sollte, nicht etwa, weil man sich damit besser oder schlauer fühlt, oder weil man so irgendeinem Mann im Himmel gefallen will, sondern: »because it passes the time« - weil sich damit die Zeit herumbringen lässt. Auf seinem Album »To Cy & Lee: Instrumentals Vol. 1« von 2020 hört man den sympathischen Kauz mit wunderbar entspannter Instrumentalmusik irgendwo zwischen Jazz, Ambient, Meditation und Folk. DePlume hält sein Saxofon beim Spielen schief vors Mikro und bläst so zittrig ins Mundstück hinein, dass man es sofort nicht für einen Fehler hält, sondern für eine Feier des Lebens. Allüberall wird auch das Album gefeiert, wobei man hier ausnahmsweise auch mal zitieren darf, was sein Label International Anthem schreibt: Die Musik sei ein »akustisches Stärkungsmittel für unruhige Zeiten« und habe »geheime magische Heilkräfte«. Ersteres stimmt auf jeden Fall, letzteres würde man gern hoffen. Aber der Poet und Musiker Alabaster DePlume versteht es eben, Worte gleichermaßen gekonnt einzusetzen wie die harmonischen Melodien seines Saxofons. Was er durchaus auch zu heftigeren Klängen einzusetzen weiß, wie sein bitterböser Song »I Was Gonna Fight Fascism« mit Soccer96 zeigt, dem Synthesizer/Drums-Duo von Danalogue und Betamax, die ansonsten mit Shabaka Hutchings als The Comet Is Coming durch den Space-Jazz-Kosmos fliegen. Wie schrieb ZEIT online so schön: »Man muss sich auch gar nicht entscheiden, wer oder was dieser Alabaster De Plume ist: ein Jazz-Träumer mit rot lackierten Fingernägeln und viel Geklunker um den Hals, ein vom Humanismus Beseelter, ein philosophisch inspirierter Komiker oder doch eher der Vorsprecher einer wachsenden Kohorte von Sehnsüchtigen, die sich im Verbund das Herz erwärmen wollen? Im Zweifelsfall alles auf einmal.«
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