18:00
14. Mär
( Film )
Filmische Dokumentation einer Beamtenkarriere
  • Róża Berger-Fiedler
    Renate Aris
    Dr. Erika Eschebach
  • 3,-
1987 steht mit dem damals 74-jährigen Henry Schmidt ein ehemaliger SS-Mann vor dem Dresdner Bezirksgericht. Erst nach mehr als 40 Jahren eines unbehelligten Lebens im Sozialismus, in dem er sogar als Aktivist der sozialistischen Arbeit ausgezeichnet wurde, soll er am Ort seiner Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden: Der ehemalige SS-Obersturmführer war bei der Gestapo in Dresden als Leiter des „Judendezernats“ seit 1942 für die Erfassung und Registrierung der Dresdner Jüdinnen und Juden zuständig. Er organisierte ihre Deportation in die nationalsozialistischen Konzentrationslager, die kaum jemand von ihnen überlebte. Dass Schmidt in der sich als antifaschistisch verstehenden DDR trotz einer Fahndung bis in die 80er Jahre unentdeckt blieb, macht diesen Fall so speziell.

Der für die DEFA produzierte Dokumentarfilm (R: Róża Berger-Fiedler, 107 min, DDR 1989) begleitet den Prozess und vollzieht entlang der Entwicklung des SS-Mannes Mechanismen des nationalsozialistischen Systems und seiner Verbrechen nach.

Im Anschluss an den Film kommen wir ins Gespräch mit der Regisseurin Róża Berger-Fiedler und weiteren Gästen. Zum Abschluss des Abends wird Dr. Herbert Lappe in einem Beitrag zeigen, wie der im Prozess gegen Henry Schmidt ebenfalls thematisierte Tod von Horst Weigmann heute eingesetzt wird, um Schüler:innen zum respektvollen Umgang mit kontroversen Meinungen zu befähigen.

Róża Berger-Fiedler wurde 1940 als Kind einer polnisch-jüdischen Familie in Frankreich geboren. Nach 1945 Aufenthalt in Belgien, Übersiedlung nach Polen und 1957 schließlich Asyl in der DDR, studierte an der Theaterhochschule Leipzig und an der Humboldt Universität zu Berlin und war u.a. im DEFA Studio für Dokumentarfilme als Regisseurin tätig. Sie ist seit 1992 Geschäftsführerin der BABEL Film und Video GmbH & Agentur und seit 1996 Chefredakteurin des jüdisch-deutschen Magazins Babel TV
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