19:00
12. Jun
( Kunst )
Meine hundert besten Freunde
  • Wiebke Herrmann
    Thomas Judisch
  • Eintritt frei
Unmittelbar vor der beginnenden Corona-Krise trat die Dresdner Malerin Wiebke Herrmann mit drei Künstlerkolleg*innen eine Reise nach Sizilien an. Durch die Ausweitung der „roten Zone“ in Italien – einen Tag nach ihrer Ankunft – befanden sie sich einerseits in Isolation in einem Ferienhaus auf dem Land, andererseits mussten sie den Urlaub auf wenige Tage verkürzen. Trotz der kurzen Dauer schöpfte Herrmann Ideen aus der Zeit in Süditalien. So entstanden nach der Rückkehr u. a. eine Reihe von Mariendarstellungen. Ihr Erscheinungsbild erinnert an bemalte bis stark geschminkte Wachsfiguren von schönen, sehr realistisch anmutenden und romantisch überhöhten Frauenfiguren – Bella Italia.
Am Ende ist es vielleicht eine Art Bestandsaufnahme und Sammlung des Marienkultes zwischen Schönheit und Weltschmerz, der hier zu sehen ist oder ist es der Prunk einer Villa, in der die Erben das Leben feiern?

Untermauert wird das Szenario durch die Arbeit „Meine hundert besten Freunde“ des Bildhauers Thomas Judisch, der auf Einladung von Herrmann eine neue Installation für die Ausstellung entwickelte: Drei Stehtische mit schneeweißen Hussen überzogen, dazu hundert Sektgläser verteilt im Raum, lassen eine Feier erwarten. Die einzelnen halbleeren bis leeren Gläser wurden mit Fingerabdrücken und Lippenstifträndern versehen, so dass das Auge getäuscht, sie als reale Gläser wahrnimmt. Tatsächlich sind es Sonderanfertigungen – Attrappen aus Wachs. La Dolce Vita!?

Der schöne Zufall, dass das Kunsthaus Raskolnikow e. V. sein 30. Jubiläum feiert, ist ein dankbarer Anlass zu dieser doch sehr eindringlichen Präsentation in dieser ziemlich paradoxen Zeit.

WIEBKE HERRMANN
studierte Malerei in Dresden. Spiegel Online kürte sie 2015 zur besten Nachwuchskünstlerin deutscher Kunsthochschulen. 2018 beendete sie ihr Meisterschülerstudium bei Professor Christian Macketanz, seitdem lebt und arbeitet sie in Dresden.

THOMAS JUDISCH
2019 erhielt er das Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds Bonn. Zahlreiche Ausstellungen seiner Arbeiten fanden in Deutschland und Europa statt. Als Dozent unterrichtet er an der Muthesius Kunsthochschule in Kiel und an der TU Dresden.
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