19:0019:30
14. Dez
( Theater )
ZONE 13 - Premiere
  • Rosa Klug
    Stefanie Lorenz
    Amelie Schmidt
    Hannes Emmerich
    Paul Förster
    Tom Geigenmüller
    William Kern
    David Lorenz
Im Sowjet-Russland der 70er Jahre versucht ein Autorenkollektiv an der Staats-Zensur vorbei Kritik am sozialistischen System zu üben. Im 13. Stockwerk eines Plattenbaus schreiben Sie an dem Drehbuch ihres neuen Science-Fiction-Films „Zone 13“.

In der mysteriösen „Zone“ scheinen eigene Gesetze zu herrschen. Jede Handlung kann alles verändern, die Zone wie ihre Besucher. Dabei kann jeder Schritt auch den Tod bedeuten. Dennoch begeben sich illegal geführte Expeditionsteams auf die Suche nach einem geheimnisvollen Zimmer, das angeblich die innersten Wünsche der Menschen erfüllt.

Je tiefer die Autoren in ihre eigene Geschichte versinken, desto mehr Parallelen entdecken sie zu der realen Welt, die bald ihre eigenen Tücken und Gefahren offenbart.

Die Inszenierung verwebt skurrile Szenen des Alltagssozialismus mit atmosphärisch dichten Szenen des Science-Fiction-Werks „Zone 13“, an dem das Kollektiv arbeitet. Inspiriert von den Romanen „Picknick am Wegesrand“ und „Eine Milliarde Jahre vor dem Weltuntergang“ on Boris und Arkadi Strugazki, „Solaris“ von Stanislaw Lem, sowie auch den Verfilmungen von Andrei Tarkowski „Stalker“ und „Solaris“.

Besetzung

Spiel 
Rosa Klug, Stefanie Lorenz, Amelie Schmidt, Hannes Emmerich, Paul Förster, Tom Geigenmüller, William Kern, David Lorenz

Leitung / Regie 
Christiane Guhr

Sound 
Martin Zerrenner / Fika Magarik

Bühnenbild 
Hyeli Kim HfBK Dresden

Videomapping 
Eric Vogel

Kostümbild 
Kirsten Markwald HfBK Dresden

Licht 
Geohwan Ju HfBK Dresden

Dramaturgie 
Stephan Zwerenz

ermine

14.12.2018 Premiere 19:30 Uhr
15.12.2018 Vorstellung 19:30 Uhr
im Labortheater Dresden, Güntzstraße 34

Weitere Vorstellungen Januar / Februar / März 2019
im Projekttheater Dresden, Louisenstraße 47

30.01.2019 Vorstellung 20:00 Uhr
31.01.2019 Vorstellung 20:00 Uhr

12.02.2019 Vorstellung 20:00 Uhr
13.02.2019 Vorstellung 20:00 Uhr

27.03.2019 Vorstellung 20:00 Uhr
28.03.2019 Vorstellung 20:00 Uhr

Hintergrund / Bezug / Anliegen

Das Werk, über das die jungen Autoren schreiben, thematisiert die „Zone“, ein von außen (möglicherweise von Außerirdischen / vom Unbekannten) veränderter, kontaminierter, verfremdeter Bereich Erde. Was diese Veränderung mit den Menschen, dem betroffenen Territorium, den angrenzenden Regionen macht, wollen die Schreibenden in ihrem Werk erforschen. Jeder aus einer anderen Perspektive. Dabei ist die Zone ihnen Analogie für die eigene Situation in einem abgeschotteten Staat, der seine Fühler vielleicht bereits bis in ihre Köpfe ausgestreckt hat. Die Zone ist neben Gefahr aber auch ein Schutzgebiet, behaftet mit Abenteuern, Mythen und Wünschen.

Die Inszenierung „Zone 13“ ist keine Dystopie. Es ist die Auseinandersetzung mit einem Überwachungsstaat und den Stimmen, die sich in einem solchen System aus innerem Drang kritisch äußern müssen, aber häufig zum Schweigen gebracht werden – ob Künstler, Schriftsteller oder Journalisten. Die Parallelen zur gegenwärtigen Situation von Autoren und Journalisten liegen auf der Hand, die Türkei sei nur ein genanntes Land, in dem Autoren Angst nicht nur vor der Zensur, sondern auch vor dem Gefängnis oder Schlimmerem haben müssen. 

2019 jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. Unser Publikum ist im Durchschnitt Mitte 20. Sie sind die Nachgeborenen und kennen das System DDR nicht mehr. Es ist uns ein Anliegen, sie auf die damalige Situation von Kunst und Künstlern aufmerksam zu machen und ihnen zu zeigen, dass deren Texte an Aktualität nichts verloren haben und auch den heutigen Zeitgeist treffen. Wir nehmen deshalb einige der Autoren der ehemaligen Sowjetunion, bzw. des Ostblocks in den Fokus, vor allem die Brüder Strugazki, Andrei Tarkowski und Stanislaw Lem.

FREI-SPIELER-KOLLEKTIV

Die Frei-Spieler sind eine Theatergruppe die in Dresden seit 2009 in Kooperation mit der HfBK und verschiedenen kulturell aktiven Partnern Theater für ein überwiegend junges Publikum realisiert. Die Gruppe ist an keinen festen Träger gebunden. Unter der professionellen Leitung von Christiane Guhr entstehen die gemeinsamen Produktionen. Experiment, aktuelle Inhalte, künstlerische Ausprägung in Spiel und Gestaltung, immer wieder neu erkundete Wege in der Erarbeitung, die Erschließung unbekannter Spielorte bei Networkpflege der bestehenden Kooperationskontakte stehen im Fokus der Arbeit.

Unsere eigenen Textfassungen entstehen immer in Auseinandersetzung mit bekannten und unbekannten Dramen, Filmen, Prosa oder Themenkomplexen. Sie verlieren nie den authentischen Blick der Darsteller. Unseren Produktionen gemein ist die Thematisierung aktueller gesellschaftlicher Fragen und Probleme, sowie die ungewöhnliche konzeptionelle Umsetzung in Form von Collagen.

Besonderheit des Frei-Spieler Kollektivs

Die Arbeiten des Frei-Spieler Kollektivs zeichnen sich durch brennende Aktualität, Mut zu Komplexität, zu Grenzüberschreitung, künstlerisch hochwertige Ausstattung und die Bearbeitung von vielschichtigen Themengebieten aus.

Das Kollektiv, bestehend aus künstlerisch Aktiven und bis dahin nicht Aktiven, sieht sich als Raum gebend für Experiment, Gestaltung, Denkansätze und Horizonterweiterung. Unbequeme gesellschaftliche Themen und philosophische Ansätze sind legitim, Systeme dürfen in Frage gestellt werden. Es ist Anliegen die Beteiligten und die Zuschauer zum sinnlichen Denken anzuregen. Die Barriere zwischen denen auf der Bühne und denen auf den Sitzen ist niedrigschwellig – Kommunikation folgerichtig.

In der heutigen Kulturdebatte können Inszenierungen freier Kollektive in dem Umfang, mit dem wir unsere Inszenierungen ausstatten, nicht realisiert werden. Die Folge sind häufig Zwei-Mann/-Frau-Stücke. Doch sieben professionelle SchauspielerInnen, Bühne, Kostüm, Dramaturgie, Sound und Regie würden das Budget einer freien Produktion sprengen. Sicher ist dies ein Grund dafür, dass sich das Frei-Spieler Kollektiv in einer Nische angesiedelt hat, in dem es professionelle Arbeit mit Amateuren mit der Arbeit Studierender der HfBK kombiniert.

Aber auf diese Weise ist es uns in den letzten Jahren möglich gewesen, gut ausgestattete Inszenierungen auf die Bühne zu bringen, gute Spieler auszubilden, gute Texte zu erarbeiten und damit ein großes junges Publikum anzusprechen. Es ist nicht zu hoch gegriffen Themen wie Terrorismus, RAF, Bewusstseinsbeeinflussung, Künstliche Intelligenz, Wahnsinn und Drogen zu behandeln und dazu Autoren oder Regisseure wie Fassbinder, Koltés und Godard heranzuziehen – um nur einige der Themen und Autoren vergangener Aufführungen zu nennen. Es ist uns so gelungen Theater-fremde oder -neulinge für anspruchsvolles Theater zu begeistern, auch indem wir unsere Themenschwerpunkte mit dem aktuellen Zeitgeist verwebten.

Unser Publikum hat uns seine Begeisterung nicht nur im anschließenden Gespräch spüren lassen, sondern sie wird auch aus den Besucherzahlen ersichtlich, die bei etwa 500 Besuchern je Inszenierung lagen. Mut zum Denken und zum Intellekt – in einer Stadt wie Dresden! Unsere Inszenierungen geben keine vorgefertigten Antworten, aber sie wollen anregen eigene Meinungen zu bilden. Sie setzen sich mit der kulturellen Identität und der jüngsten Vergangenheit auseinander, wollen Lust zum Nachdenken machen und junge Leute mit Themen konfrontieren, mit denen sie vielleicht nicht zwangsläufig im Studium oder in ihrem Alltag in Berührung kommen würden.

Kooperation mit der HfBK

Durch die Kooperation mit der HfBK ist die Arbeit des Kollektivs möglich. Die inszenatorisch aufwendigen Produktionen – sie stehen einer professionellen Inszenierung in nichts nach – ähneln vielleicht der Arbeit der Bürgerbühne Dresden, bieten Raum für erste angewandte Arbeiten der Bühnen- und Kostümbildstudierenden. Dresden hat keine Schauspielhochschule wie etwa Leipzig, die es ermöglichen würde experimentierende Kooperationen von Bühnenbild und Sprechtheater zu realisieren – auch diese Nische füllen wir. Studierende finden in den Produktionen Raum für erste eigene Entwürfe, Experiment und Umsetzung aber auch Erfahrungen im Umgang mit Schauspielern, Inszenierungsentwicklung, Beleuchtung und Realisierung. In den letzten Jahren hat es sich bewährt alle heaterausstattungsrelevanten Studiengänge wie Maske, Kostümgestaltung, Bühnenplastik und Bühnenmalerei mit einzubeziehen.
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