19:0020:00
12. Apr
( Film )
Abwehr und Aneignung
  • 3,-
Die filmische Subkultur der DDR hob sich in ihrem Gestus deutlich ab vom staatssozialistischen Filmschaffen. In den Bildern der DEFA konnte man sich kaum wiederfinden. Deshalb begab man sich mit provisorischen Mitteln auf die Suche nach eigenen Bildern. Und da es ohnehin lächerlich gewesen wäre, mit den zur Verfügung stehenden Schmalfilmkameras, das „richtige Kino“ nachzuahmen, wurde dies erst gar nicht versucht. Meist ohne Kenntnis der westlichen Filmavantgarde entstand so in der letzten Dekade des Kalten Krieges eine lebendige Szene, die mal lustvoll, mal selbstzerstörerisch ein offenes Terrain eroberte. Die Akteure jener Zeit waren keine „Filmemacher“ im traditionellen Sinn, sondern eigneten sich die bewegten Bilder im Zuge eines umfassenden synästhetischen Prozesses beherzt an. Oft waren sie Musiker, Maler, Fotografen, Poeten und Lebenskünstler in Personalunion. Verschiedenste Gesten der Selbstsuche und fragmentarische Einflüsse der Weltkunst verbanden sich zu einem seltenen Amalgam, in dem auch Poesie und Performance wichtige Bausteine bildeten. Die Filme erweisen sich heute als wichtige Zeugnisse von Abwehr und Aneignung. Der Vortrag zeigt Beispiele dieses kulturhistorischen Phänomens, erläutert politisch-ästhetische Hintergründe und gibt Einblicke in Biografien. Kommentiert und gezeigt werden Werke u.a. von und mit Gino Hahnemann, A.R. Penck, Gabriele Stötzer, Bert Papenfuß und Thomas Plenert.
Scroll Top