Wie klingt eine Kunstmusik, die sich in Exil und Diaspora ihren multiplen, hybriden Einflüssen stellt? Wie lösen wir hörend Vorstellungen vom Eigenen und Fremden auf? Wie spiegeln Konzertprogramme eine offene Gesellschaft in ihrer Vielstimmigkeit? Das Programm „Isles & Rivers“ windet sich musikalisch entlang sich verfestigender und auflösender Grenzen. Es erzählt es die Geschichte der Musik als ewige Geschichte der Migration – und nähert sich der Insel als realer Utopie … Das Publikum ist eingeladen, den Fluss an verschiedenen Ufern zu verlassen und wieder zu betreten – mal ist das Programm wild schäumend, mal leise.
Kompositionen der Solist*innen des Ensembles, das für dieses Projekt wie eine Familie zusammengewachsen ist, umkreisen das Meer, angetrieben von wandernden Rhythmen und Melodien: Sokratis Sinopoulos ist einer der größten Lyra-Virtuosen Griechenlands, Keyvan und Bijan Chemirani haben eine gänzliche eigene Spielweise für persische Perkussion entwickelt, der in ihre Stücke einfließt. Yannis Kyriakides, der auch als Live-Elektroniker auf der Bühne steht, widmet sich in seinem Stück „Knowing Nothing“ dem Philosophen Metrodorus von der Insel Chios. Die für dieses Programm zusammengestellte Besetzung präsentiert auch ein weiteres Stück von Kyriakides: „The Island Remained Silent“. Es basiert auf acht Texten über die erste Begegnung eines Erzählers mit einer Insel und erzählt vom Mittelmeer als Raum der Flüchtlingserfahrung. Bei Aufführungen in Berlin und Hamburg, in Griechenland und Luxemburg hinterließ das Projekt ein begeistertes Publikum – und die Reise geht weiter!